Poniente oder Levante ?

Wieder so ein Tag an dem der Wind sich nicht entscheiden kann. Er kommt Mal aus der einen, dann wieder aus der anderen Richtung. Carmen fährt mit dem Fahrrad zum Bäcker beim Dominique, weil wir keinen einzigen Krümel Brot mehr im Schrank haben.

Vor der Benutzung muss erst einmal der Saharastaub abgewischt werden.

Dann liest Carmen am Strand und Uwe plant eine Veränderung an unserer Stromversorgung. Die Solarpanels sollen jetzt doch aufs Dach, genauer auf die Dachbox und für die kleinen Segel will Uwe eine Box für das Heck unserer Elsa kaufen.

Und plötzlich, genau wie gestern, man glaubt es kaum, als ob jemand am Schalter dreht. Zuerst ging es mit 11 Knoten los und es gab immer wieder Böen, die einen ins Gleiten brachten. Ja, wir hatten wieder einmal Spaß. Und zur Eingangsfrage: es war Poniente aus SW.

Es war wieder ein Tag nach unserem Geschmack mit der richtigen Mischung aus Faulenzen, Surfen und Kiten und einem gemütlichen Sundowner.

Kite und Surfwind

Der Wind nutzt seine letzte Chance. Wir hatten schon mit dem Gedanken gespielt nach Norden zum Ebrodelta aufzubrechen. Allerdings reicht es vormittags nur für Uwes neuen großen Kite. Gut, dass er den hier noch ausgiebig testen kann.

Dann riggt auch Carmen das 5.9 auf und schlagartig ist der Wind weg. Also trinken wir erstmal in Ruhe Latte Macchiato und lesen und plötzlich fliegt der Kite weg und das Segel schlägt um, weil der Wind um 180 Grad gedreht hat und wir haben noch einen Supernachmittag.

Eigentlich produzieren wir damit Strom, aber für Sanna ist es auch ein Sonnendach.

Und wie fast jeden Abend gibt es wieder einen wunderbaren Sonnenuntergang.

Ein gut gemeinter Rat

Also, wir können nur davon abraten mit dem Surfen oder Kiten anzufangen. Es macht so abhängig. Gut, wenn Wind ist, hat man jede Menge Spaß, aber genau deshalb wartet man immer auf Wind und richtet seinen ganzen Tagesplan nach den Prognosen von Windfinder und Windguru aus. Nein, das ist natürlich nur Spaß. Oder vielleicht ist ein Körnchen Wahrheit dabei. Wenn guter Wind ist, würden wir niemals etwas anderes machen, als aufs Wasser gehen. Selbst, wenn es kalt und regnerisch ist. Heute war natürlich Mal wieder alles anders als prognostiziert! Morgens war es richtig heiß und dazu kam noch, dass wir unseren Strandstellplatz vor dem Frühstück räumen mussten, weil alles für die Semana Santa aufgehübscht wird. Der Sand wird gesiebt und Straßen und Gehwege wurden gefegt und wir standen der Kehrmaschine im Weg. Wir haben also 3 Mal umgeparkt und anschließend haben wir gelesen und auf Wind gewartet.

Dann haben wir noch einen Strandspaziergang gemacht und das wars dann auch für heute. Wind gab es nämlich keinen.

Wind?

Heute Morgen ist Mal wieder Bilderbuch-Wetter, so dass wir schon den Frühstückskaffee an den Strand verlegt haben. Uns ist das ja eigentlich nie genug. Wir wollen ja immer noch Wind dazu. Also heißt es wieder einmal abwarten und lesen. Vorsichtshalber wechseln wir schon einmal auf die Mar Menor Seite, damit wir den Wind nicht verpassen, wie es uns am Sonntag passiert ist. Seit wir vor fast einer Woche hergekommen sind, hat es mit einer Ausnahme am Sonntag immer geklappt, dass wir aufs Wasser konnten. Den ganzen Tag über war es fast zu heiß und man musste immer wieder einmal ein Schattendasein führen und plötzlich um 16.00 Uhr, als ob der Windgott den Schalter umgelegt hätte, ging es von 0 auf 17 Knoten hoch. Wir hatten bis zum Abend wieder einmal viel Spaß mit großem Segel und 15 er Kite. Was will man mehr?

Einkaufstour

Leider ist es morgens bedeckt, also wollen wir heute morgen wieder eine Versorgungsfahrt machen. Das bedeutet Ver/Entsorgen, Gastanken und Lebensmittel einkaufen. Entsorgen kann man auf dem Campingplatz in Playa Honda. Leider ist nur die nächste GPL Tanke 20 km weit weg. Pünktlich zur Rückkehr zum Playa Poniente ist dann noch einmal Wind für große Segel und Uwes neuen 19 er Kite. Und der Himmel ist auch wieder blau.

So vergeht der Rest des Tages wieder einmal im Flug.

Und einen großartigen Sonnenuntergang gibt es als Zugabe.

Windfinder irrt sich gründlich

Eigentlich ist ja Sanna unsere Griechin, aber der griechische Joghurt schmeckt beiden so gut, dass Mina am liebsten in den Joghurtbecher kriechen würde.

Und außerdem ist Joghurt gut für die Haut, auch bei Hündinnen.

Eigentlich sollte heute der Wind fast noch besser sein als gestern. Da waren sich alle Forcasts einig. Und außerdem Poniente, also aus Westen. In Wirklichkeit war es dann genau umgedreht: ein leiser Windhauch aus Levante-Richtung. Also müssen wir den Vormittag mit Lesen und am Strand sitzen tot schlagen. Auch am Nachmittag gibt es außer Faulenzen nichts zu tun. Da kann man ja gespannt sein, was bei den Prognosen für die nächsten Tage stimmt. Heute hat jedenfalls gar nichts gestimmt.

Zum Übernachten fahren wir dann an den Windmühlenstrand und entdecken, dass es eine Stelle am Mar Menor an der Sporthalle gegeben hätte, wo der Wind lokal verstärkt wird und es für große Segel gereicht hätte. Das müssen wir uns merken, wenn die Windapps noch einmal so daneben liegen.

Schon wieder das gleiche Programm

Zum Frühstück können wir wieder an den Strand und dann um 11 geht wieder der Alltag los, nämlich der kühle Poniente.

Wir haben hier einen wirklich tollen Strand in einer Seitenstraße entdeckt, den taufen wir auf den Namen La Paloma, weil eine leerstehende Villa so heißt. Bestimmt 95% aller Häuser stehen hier leer, weil es Zweitwohnungen sind. So stört die starke Zersiedelung eigentlich nicht, wir waren heute die einzigen Surfer und Kiter in unserem Strandabschnitt. Nur auf der anderen Seite beim Campingplatz konnte man vereinzelt Surfsegel sehen.

Wir wechseln auf die andere Seite der Gran Via ans Mar Menor und bereiten unseren Surfstuff vor. Beim Frühstück war es noch wunderbar warm, jetzt wird es durch den Wind kühl.

Damit wir nicht schon wieder den gleichen Fehler machen wie gestern, riggen wir mal viel kleiner auf, als wir nach dem aktuellen Wind müssten. Und tatsächlich geht heute die Rechnung auf. Carmen kann prima mit ihrem 4.3 surfen und Uwe mit dem 15 er Kite. Nach der Mittagspause ist Carmen schnell überpowert und kann Uwe das Material überlassen.

Und weil es wieder die ganze Nacht durch blasen soll, suchen wir uns dann wieder ein Windschattenversteck bei La Paloma.

So hatten wir das uns am Mar Menor vorgestellt. Wir wollen jetzt nicht behaupten, dass La Manga ein ideales Urlaubsziel für Wohnmobilfahrer ist. Die Urbanization La Manga gilt als abschreckendes Beispiel für Massentourismus, ist es sicher im Hochsommer auch. Genau deshalb traut sich wohl kam einer hierher. An allen Plätzen in Andalusien, die wir vorher angesteuert haben, waren immer viele Wohnmobile zu sehen. Hier in La Manga sind es auf dem ganzen Sandarm etwa 20 Wohnmobile auf 11 km verteilt. Die Bewohner der Ferienwohnungen und Häuser sind auch nicht da. Das macht das Ganze sehr entspannt.

Endlich wieder aufs Wasser

Heute Morgen wurden wir von ungewöhnlichen Gezwitscher geweckt. Scheinbar gibt es hier wild lebende Mönchssittiche. Wir haben nachgelesen, dass es sich um die Nachkommen entwischener oder freigelassener Haustiere handelt, die sich hier zahlreich vermehrt haben und sogar zu einem Problem in den Städten werden können. Trotzdem sind sie schön anzusehen.

Zu Uwes Morgenroutine hier, aber auch zu Hause gehört ein Spaziergang mit seinen Mädels. Und er kommt erst dann zurück, wenn das Frühstück auf dem Tisch steht. Zu Hause ist das anders, weil er oft beim Bäcker vorbeiläuft. Aber auf unserer Reise haben wir uns angewöhnt, morgens Müsli zu frühstücken, weil sich in der Fremde nicht immer so schnell ein Bäcker in fußläufiger Entfernung finden lässt.

Pünktlich zur Mittagspause kommt der vorhergesagte Wind. Erst wollte Uwe mit dem Kite raus und Carmen mit dem großen Segel.

Dann legte der Wind so zu, dass Uwe der Kite um die Ohren flog und er mit 4.3 aufs Surfbrett wechseln musste. Carmen musste ein Päuschen einlegen, weil ihr der außer Kontrolle geratene Kite einen Schlag verpasst hat. Zum Glück trug sie da noch Helm und Prallschutzweste. Strandspaziergänge werden als Risikosport völlig unterschätzt, wie man sieht.

Anschließend mussten wir uns für die Nacht ein Windschattenversteck suchen. So starker Wind ist hier am Mar Menor wirklich selten. Carmen hat das zwar schon erlebt, sie erinnert sich, dass Lisa schon einmal von einem Spielzeugschlauchboot vom Boden hoch gerissen wurde, aber normalerweise ist hier der Wind eher moderat.

La Manga

Früher, vor mehr als 50 Jahren war La Manga einmal ein Paradies. Ein riesiger Sandarm, La Manga heißt der Ärmel, trennte diese Lagune vom Meer ab. Leider wurde dann im Laufe der Jahre ein hässliches Hochhaus neben das andere gebaut. Die Bebauung ist wirklich furchtbar, fast wie in Manhattan. Auf dem ganzen Sandarm gibt es Ferienort neben Ferienort. Wir waren hier, mit einer Gruppe der Sporthochschule schon mindestens 20 Mal. Unsere Kinder haben hier surfen gelernt und wir durften es nicht wagen, an Ostern nicht hierher zu kommen. Für unsere Kinder war es das Ereignis des Jahres und auch wir hatten immer viel Spaß hier. Die Surfbedingungen in der Lagune sind wirklich großartig und man muss versuchen, über den Rest hinwegzusehen. Jedenfalls ist unser Stellplatz traumhaft schön und ruhig. Wir sind auch mit dem Wohnmobil schon zum dritten Mal hier und kennen daher die verschwiegenen Ecken, die wir selbst gefunden haben und die daher nicht auf Park4Night zu finden sind. Wir wollen jetzt hier ein bisschen verweilen und die idealen Surfbedingungen nutzen, wenn denn der Wind mitspielt. Wir fahren nochmal unsere Plätze ab und stellen zufrieden fest, dass sich nichts geändert hat. Im Dominique gibt es immer noch eine sehr gute Panaderia und mit den leckeren Croissant geht es zu einem Platz an der Lagune, den wir Seitenstraßenstrand genannt haben. Hier steht man ruhig und kann zur Isla Del Baron, die unsere Kinder immer Pirateninsel genannt haben, surfen. Es sieht wirklich aus, wie ein Katzensprung, aber es ist richtig weit.

Die Pirateninsel kann man mittlerweile für 12.000,- € pro Woche als Feriendomizil mieten. Carmen wurde hier schon einmal für eine Stunde gefangengehalten. Nein, nicht von den Piraten! Sie war hier vom Wind angespült worden und schaffte den Rückweg nicht mehr.

Natürlich müssen wir auch eine Spaziergang zu EL Pedruchillo machen. In dieser Ferienanlage haben wir während den Surfcamps gewohnt.

Das ist die berühmte Quatschentreppe, auf der sich die ganze Gruppe jeden Morgen zum Singen und Erzählen versammelt hat.

Und weil Uwe seinen neuen Kite ausprobieren will, sehen wir uns noch unseren alten Kitespot in Los Nietos an. Da ist jetzt ein Naturschutzgebiet, klärt uns ein Ranger auf und somit ist das Surfen hier nicht mehr erlaubt. Wir fahren auch noch auf dem einzigen Campingplatz am Mar Menor vorbei, um zu fragen, ob man dort entsorgen kann und kehren dann zu unserem Stellplatz von gestern zurück. Bei den vorhergesagten Windrichtungen ist das sicher eine gute Wahl.

Am Mar Menor hat man die Auswahl zwischen Meer und Lagunenstrand. Aber beide Strände sind weiß und feinsandig und ausgeprochen schön.

Hier sieht man noch einmal die Pirateninsel und die sogenannte Kneipeninsel von der anderen Seite der Lagune aus. Die Kneipeninsel wurde uns schon einmal zum Verhängnis, als wir mit Riesensegeln und großen Brettern bei 2 Beaufort auf ein Bierchen dorthin gesurft sind und der Wind plötzlich schlagartig um 3 Windstärken zunahm. Unter Einsatz letzter Kraftreserven haben wir es gerade noch bis zur Isla del Baron geschafft, dann kam auch schon das Rettungsboot. Aber das ist lange her, mittlerweile gibt es keine Kneipen mehr und die Insel steht unter Naturschutz.

Wir verlassen Andalusien

Nach einem Spaziergang in unserer stillen Traumbucht, in der angeblich die Schatzinsel gedreht wurde, fahren wir in Richtung Cartagena.

Mojacar ist ein reiner Ferienort und Vera auch. Solche Orte sind dann für Wohnmobilfreunde meistens nichts mehr.

Wir entdecken noch einige nette Badeplätze, die auch zum Übernachten geeignet sind. Am nettesten fanden wir Villaricos, aber weil unsere Siestazeit noch nicht gekommen ist, tuckern wir noch ein bisschen weiter die Küste entlang.

An diesem Küstenabschnitt sind die Strände hellgrau und aus einem Schiefergestein. Das sieht nicht so schön aus, dafür gibt es massenhaft Stellplätze. Die Mittagspause verbringen wir an einem dieser winzigen Strände.

Bei San Juan de los Terreros endet Andalusien und die Provinz Murcia beginnt. Wir spazieren noch einmal mit den Hunden zum Playa las Higuericas, an dem man auch übernachten könnte. Hätten wir besser mal gemacht!

Die Landschaft ist hier immer wieder von den Invernaderos (Foliengewächshaus) durchzogen.

Das Bild sieht jetzt wirklich nicht schlimm aus, aber wenn man nur noch diese Folienabdeckungen sieht, so weit das Auge reicht, dann verliert man die Lust an dieser Gegend.

Wir umfahren Águilas und gehen noch schnell ins Decathlon Badelatschen kaufen. Die alten haben wir in den letzen Monaten eigentlich jeden Tag an den Füßen gehabt und sie sind “durch”. Der Stellplatz in Calabardinia, den wir für die Übernachtung ausgesucht haben, droht mit einer Strafe von 3000€ für das freie Übernachten. Wirklich unbegreiflich, angesichts von Foliengewächshäusern und Bauruinen. Fragt sich was schlimmer für die Umwelt ist? Der Einsatz von Pestiziden und riesige Foliengewächshäuser über Quadratkilometer oder übernachten auf einem Strandparkplatz? Ein weiteres Problem dieser Region soll die Ausbeutung von illegalen Arbeitskräften aus Afrika sein, die angeblich bei den Touristen betteln. Wir haben das allerdings nicht selbst erlebt, sondern nur auf unserer Camperapp gelesen. Gut, dann fahren wir eben weiter. Wir wollen ja sowieso ans Mar Menor zum Surfen und Kiten. Und diese Entscheidung erweist sich als richtig. Wir finden einen schönen Platz direkt am Mar Menor und wissen jetzt, dass die Region von Águilas bis Mazzarón auf Vertreibung der Wohnmobile setzt und das wir dort besser nicht mehr hin fahren. Der Stellplatz am Mar Menor ist großartig und da noch genügend Wind ist, geht Uwe noch für ein Stündchen aufs Wasser.

Nach dem Sundowner entdecken wir nicht weit von unserer Elsa ein nettes Restaurant mit Bar direkt am Strand. Da müssen wir hin! Und tatsächlich hat das Maloca Stammkneipenpotenzial, nur an ihrer Speisekarte müssen sie noch arbeiten. Die ist nicht wirklich vegetarierfreundlich. Aber Bier und Wein sind gut und das Ambiente ist außergewöhnlich.