Endlich wieder ans Meer

Wir haben uns jetzt tagelang die Berge angesehen, aber nun müssen wir dringend ans Meer.

Nördlich von Agadir in Tagazoute machen wir unsere Kaffeepause und heute ist es abgesehen vom Meeresrauschen hier total ruhig, weil es endlich regnet. Wir gönnen es dem Land. In Marokko haben wir in mehr als 2 Wintermonaten noch gar keinen Regen erlebt. Den letzten Regen hatten wir in Europa.

Einen wesentlich schöneren Platz entdecken wir etwas weiter nördlich am Cap Rhir. Dort laufen irrsinnig schön die Wellen ums Cap, leider kann man das auf den Bildern nicht wirklich sehen.

Weiter nördlich 20 km vor Imsouane entdecken wir einen weiteren Superplatz an einer Düne und jetzt fehlt leider das Camp Fire Team. Es ist niemand da und dann weiß man nie so genau, was das zu bedeuten hat, wenn solche Traumplätze leer sind. Laut unserer App kommen hier nachts Hirten mit Schafen vorbei, die angeblich nichts mehr zu trinken haben. Allerdings passiert Nomaden so etwas ganz sicher nicht. Es kann natürlich sein, dass die Hirten nur neugierig waren und einen Gesprächsanlass gesucht haben, aber wir kennen Land und Leute noch nicht gut genug. Daher fahren wir hier wieder weg.

Aber kurz vor Imsouane entdecken wir dann noch einen Superplatz hoch über dem Meer mit unglaublicher Aussicht.

Imsouane soll auch ein sehr guter Wellenreitspot sein, weil die Wellen hier so gleichmäßig einlaufen, was auf dem Foto gut zu erkennen ist.

Le Jardin de la Koudya

Heute fahren wir nur von den Bergen bis hinter Taroudannt. Dort hat eine Deutsche einen Biolandbetrieb aufgebaut, auf dem man mit dem Wohnmobil stehen kann.

Unterwegs sehen wir endlich einmal, dass Ziegen tatsächlich auf Bäume klettern können. Keine Ahnung wie sie das mit ihren Hufen schaffen?

Die Souss-Ebene bei Taroudant ist eigentlich sehr fruchtbar, weil sie vom wasserreichsten Fluss Marokkos, dem Oued Souss, der am Toubkal Massiv im Hohen Atlas entspringt, durchflossen wird. Auch dieser Fluss ist komplett ausgetrocknet. Die Trockenheit ist wirklich Besorgnis erregend.

Auch der Garten von Koudya leidet ein bisschen unter der Trockenheit, aber trotzdem kann man hier stilvoll zu Abend essen.

Ja, und einen neuen Hund haben wir auch noch einmal. Sie macht sich nützlich, in dem sie Sanna und Mina an der Leine führt.

Und man kann sich hier mit selbst geerntetem Obst den Tag versüßen. Wir haben ausdrücklich die Erlaubnis zum Clementinenernten vom Besitzer bekommen, aber es ist nicht zu fassen, dass manche Wohnmobilnachbarn dann riesige Säcke ernten. So ist das sicher nicht gedacht, zumal wir hier nur 4€ bezahlen und man in dem zugehörigen Bioladen alles auch für 70 Cent das Kilogramm kaufen kann.

Und viel gelesen haben wir heute auch noch.

Agadire

Die Berberdörfer der Ammeln kleben wie Schwalbennester am Hang.

Agadire sind Schutzburgen aus dem 13. Jahrhundert. Im Anti-Atlas hat fast jedes Dorf einen Agadir, in den sich die Bevölkerung in kriegerischen Zeiten zurückziehen konnte. Die meisten sind heute verfallen, aber den Agadir von Tizourgane kann man noch besichtigen.

Diese Treppe wurde erst nachträglich angelegt, damit die Touristen es leichter haben in den Agadir zu gelangen. Ursprünglich war der Zugang natürlich absichtlich sehr mühsam.

Vor allem die Türen sind reich verziert und kunstvoll ausgestaltet.

Es ist schon erstaunlich, wie filigran man mit diesen Bruchsteinen gebaut hat.

Von dem nächsten Agadir sind nur noch die Überreste zu sehen, der Rest wurde wohl als Baumaterial an anderer Stelle wiederverwendet.

Für unsere Kaffeepause finden wir an der Serpentinenstraße glücklicherweise einen kleinen Parkplatz und stellen uns in den Schatten der Arganien. Uwe erntet auch eine Frucht, aber Öl werden wir daraus nicht gewinnen können.

Die Nacht verbringen wir in Taroudannt .Es gibt dort zwar eine große Stadtmauer inklusive Stellplatz, aber so dicht am Zentrum wollen wir dann doch nicht übernachten. Außerdem kommt unser Trauma von PK25 wieder hoch: die französiche, boulespielende und quadfahrende Übermacht. Aber bitte nicht missverstehen. Wir waren zu Beginn unserer Reise 4 Wochen in der Bretagne und fanden die Gegend und die Menschen sehr angenehm. Wir wissen nicht, woran es liegt, aber hier in Marokko haben wir das Gefühl, dass sich viele Franzosen so benehmen, wie sie es in ihrem eigenen Land niemals tun würden. Also fahren wir noch ein paar Kilometer weiter zu dem Camping Du Jardin. Obwohl es erst Mitte Februar ist, ist es schon schrecklich heiß und das ist definitiv nichts für uns. Es sind fast 30 Grad im Schatten und bei solchen Temperaturen macht es Carmen keinen Spaß mehr sich etwas anzusehen. Da sehnt man sich nach einer kühlen Meeresbrise. Morgen müssen wir also ganz schnell weg hier.

Im Tal der Ammeln

Wir haben in einem einmalig schönen Palmenhain übernachtet. Nach dem Frühstück gehen wir noch in den Soukh von Tafraoute, der auch sehr unaufgeregt und angenehm ist. Ein sehr netter, korrekter Juwelier berät uns, dass Schmuck nach Gewicht bezahlt wird. Die Auswahl an Silberschmuck ist riesig und Carmen kann sich nur schwer entscheiden.

Die Männer tragen hier noch sehr oft die traditionelle Djellaba.

Uwe kann sich nicht für die moderne, europäische Variante der Djellaba entscheiden weil der Stoff sehr kratzig ist.

Die Frauen der Ammeln, einem Berberstamm, tragen schwarze Gewänder mit Borten. Die Ammeln lebten bis vor ca. 100 Jahren isoliert in diesem wasserreichen und früher schwer zugänglichen Hochtal. Die Ammeln sprechen eine eigene Sprache die man Taschelhit nennt.

Außerdem gibt es im Souk Lederwaren und die sogenannten Babouches, das sind hinten offene Lederpantoffel.

Korbwaren, Tajines und natürlich Arganöl in allen Varianten.

Im Anschluss geht es in die Berge zu einer kleinen Flussoase. Überall blühen schon die Mandelbäume.

Nach einer kurvigen Fahrt durch die großartige Bergwelt landen wir in dem dichten Palmenwald von Ait Mansour. Es ist wunderschön hier.

Danach sehen wir uns die Painted Rocks an.

Nein, das ist wirklich keine Kunst! Die Felsen sind so großartig und dann malt einer sie rosa und hellblau an. In Belgien hätte diesem vermeintlichen Künstler sicher eine Anzeige gedroht.

Da hat doch jemand unser Enkelkind verewigt.

Beim Verlassen des Hochtals entdeckt Uwe noch diese lustigen Kerlchen. Das sind Atlashörnchen, Nordafrikanische Borstenhörnchen oder Berberhörnchen (Atlantoxerus getulus), sie sind ungefähr 20 cm groß und ernähren sich von Samen und Früchten.

Die Streifenhörnchen leben nicht in einem Käfig, der Maschendraht ist Teil der Strassenbefestigung und die Löcher zwischen den Steinen bitten hervorragenden Schutz.

Am Rande der Straße hat sich ein anderer “Künstler” versucht.

Den Abend lassen wir in unserem Palmenhain ausklingen und lauschen den Klängen des Muezzins der aus Lautsprechern zum Gebet ruft. Im Palmenhain ist schon Schatten, während die Sonne die Felsen im Hintergrund noch in rotem Licht erstrahlen lässt.

Von Leghzira nach Tafraoute

Über steile Ziegenpfade wandern wir zum Felsentor von Leghzira. Früher gab es einmal 2 Tore, bis leider das filigranste Tor im September 2016 eingestürzt ist.

Anschließend fahren wir nach Tiznit, was berühmt ist für seine gut erhaltene Stadtmauer und den authentischen Soukh. Dort treffen wir Olivier und Fanny und erzählen ein bisschen.

Anschließend gehen wir in den Soukh und Carmen kauft Stoff zum Nähen.

Tiznit ist zwar sehr schön um durch die Medina zu laufen und in den Geschäften einzukaufen, aber nicht zum Übernachten. Die 4 Campingplätze sind trotzdem voll, aber wir fahren weiter in den Anti-Atlas, nach Tafraoute. Allerdings dauert die Fahrt über die kleinen Bergstraßen und durch die vielen Bergdörfer bis nach Sonnenuntergang so das wir erst spät auf dem Stellplatz ankommen. Wir werden freundlich vom Nachtwächter empfangen und dürfen uns einen Platz im Palmenhain suchen. Das Ganze kostet die beachtliche Summe von 10 Dirham, also etwa 1 €.

Von Sidi Bibi bis Massa

Heute wollen wir nur eine kurze Etappe zurücklegen, erstens wird es tagsüber ganz schön warm (24 Grad) und zweitens müssen wir uns ja jetzt nicht so beeilen, weil wir alleine durch die Westsahara wollen.

Zunächst fahren wir bis Tiznit, einem kleinen Fischerdorf, aber bei uns springt der Funke nicht über.

Daher fahren wir gleich weiter zu unserem heutigen Übernachtungsplatz CP Sidi Wassay Beach. Er liegt direkt am Strand und ist für marrokanische Verhältnisse gepflegt.

Es gibt hier sogar jemand, der den Sand mit dem Besen fegt. Braucht kein Mensch, aber man sieht, dass der Besitzer sehr bemüht ist.

Schade ist nur, dass die Orte in der Nähe des CP nicht verstanden haben, dass man Touristen mit ansprechenden Läden und Cafés locken und daran verdienen könnte. Schließlich hat sich so der Tourismus in Europa auch entwickelt.

Der riesige CP ist so gut wie leer.

Am Strand steht ein hübsches, altes Gebäude über das wir leider nichts in Erfahrung bringen können. Ansonsten ist der Ort eher ausgestorben und hässlich.

Hier sieht man, dass der Campingplatz eine Topplage direkt am riesigen Sandstrand hat. In Europa wäre das mit Sicherheit ein begehrter Platz. Hier ist der Platz eher verlassen.

Lediglich ein findiger Schneider hat seine Werkstatt auf den CP verlegt und das ist uns gerade Recht. Wir haben uns nämlich an einem Baum unseren Bordbag komplett aufgeschlitzt, so dass man ihn in Europa wegwerfen müsste. Können wir nur leider nicht, weil wir keinen Ersatz bekommen. Für 35€ bekommen wir jetzt die komplette Unterseite erneuert. Leider ist die uralte Nähmaschine überfordert weil das Material sehr dick ist Man sieht daher, dass der Bordbag geflickt ist, aber besser als komplett aufgerissen allemal.

Das Wetter ist hier so gar nicht weihnachtlich, man fühlt sich fast wie im Sommer.

Von Bhaibah nach Agadir

Diese grandiose Aussicht hatten wir von unserem Campingplatz in Bhaibah.

Wir haben Nachricht von einem Wohnmobilkumpel, der auch nach Dakhla will und der schon öfter dort war. Deshalb müssen wir heute ein bisschen Gas geben, weil wir uns südlich von Agadir treffen wollen um gemeinsam durch die Westsahara zu fahren.

In Esaouira decken wir uns im Carrefour noch einmal mit europäischen Lebensmitteln ein. Auch Wein könnte man hier kaufen, wenn man sich als Nichtmoslem ausweisen kann. Bei Uwe reichen schon die blauen Augen aus, dass er keinen Ausweis zeigen muss.

An der Küstenstraße legen wir eine Kaffeepause mit Blick auf den Atlantik ein.

Kurz vor dem Treffpunkt mit Holger erfahren wir, dass er wegen zu viel Surfgepäck nicht einreisen durfte und wieder zurück nach Spanien musste. So ein Reinfall! Wir sitzen jetzt in Sidi Bibi auf einem sehr gepflegten Überwintererplatz, also Frankreich in Marokko. Hier halten wir es maximal für eine Nacht aus. Alles ist wirklich tipptopp. Für 8,50€ eine europäische Enklave, finden wir zum Übernachten auch toll, wegen der Sauberkeit und den europäischen Annehmlichkeiten.

Wir können nur nicht verstehen, dass man den ganzen Winter hier verbringt, auch wenn es am Wetter nichts zu meckern gibt. Kurz vor Weihnachten sind es hier 23 Grad und Sonnenschein. Und die Prognosen verheißen keinerlei Änderungen. Das ist super, aber uns halt nicht genug.

Der Campingplatz ist wirklich liebevoll bepflanzt, mit großen Stellplätzen und sehr gepflegt.