Tarifa ist definitiv nichts für normale Badeurlauber. Dafür ist es hier das ganze Jahr über viel zu windig, aber uns gefällt das natürlich. Der 2. Teil unserer Reise soll in erster Linie dem Surfen gewidmet sein und da ist Tarifa ein guter Anfang. Dann soll es entlang der Mittelmeerküste nach Norden gehen mit Surfunterbrechungen am Mar Menor und in Leucate. Uwe hat hier heute einen großartigen Surftag mit 4.3 Quadratmetern, für Carmen zuviel. Gut man muss auch üben mit solchen Bedingungen zurecht zu kommen, aber schwimmen und Wasserschlucken ist halt nicht ihr Ding.
Kategorie: Andalusien
Traumtag in Los Lances Norte
Uns gefällt Las Dunas oder Punta Paloma, wie dieser Zipfel auch genannt wird, durch seine vorgelagerte Lagune wirklich gut.
Nach kurzer Shopping Tour, Carmen hatte tatsächlich keine offenen Schuhe mehr, ging es nach Los Lances Norte zum Surfen. Wir hatten ja seit Beginn unserer Reise fast durchgehend Flip- Flop Wetter und für den Dauergebrauch sind die scheinbar nicht gemacht. Zuerst musste Carmen ihre gebrochenen Birkenstocks entsorgen und jetzt die Flip-Flops.
Uwe hat das gleiche Problem mit seinen kurzen Hosen. Er hatte 3 dabei und 2 davon haben sich in ihre Bestandteile zerlegt. Euer Mitgefühl hält sich sicher in Grenzen, während ihr Zuhause in Daunenjacken herumgelaufen seid, haben wir unsere Sommerkleider verschlissen. Man hat es jedenfalls nicht leicht als Langzeiturlauber. Zum Glück kann man hier in Tarifa alles neu kaufen, was man als Europäer so braucht. In Marokko gab es für europäische gekleidete Frauen gar nichts zu kaufen. Für Männer war es etwas einfacher, aber kurze Hosen sind für marrokanische Männer tabu, also gab es die natürlich auch nicht.
Los Lances Norte (Spitzname Landebahn) ist wirklich ein Traumstrand, der keine Wünsche offen lässt. Uns gefällt es insgesamt in Tarifa so gut, dass wir schon die Angebote der Immobilienmakler studieren. Wir finden diese Ecke Europas einfach traumhaft schön und könnten uns vorstellen, für immer hier zu bleiben.
Nachtrag:
Unser Campfire-Team Freund Raimund hatte ja schon im Februar über PK25 in Dakhla berichtet und wir haben ja auch mehrfach auf unserer Seite geschrieben, dass die Lagune landschaftlich wunderschön ist, aber das Verhalten einiger Europäer dort unsäglich ist (Täglich grüßt der Gartenzwerg). Raimund und Andrea haben nun das Video dazu fertig gestellt. Damit ihr euch vorstellen könnt, aus welchem Grund wir das Ganze so kritisch sehen, nun der Link zu dem Video.
Traumtag in Punta Paloma
Morgens ziehen die Geier ihre Kreise über uns und die Pferde grasen vor der Wohnmobiltür. Hier ist wirklich ein paradiesisches Plätzchen.
Und dann kommt der angekündigte Wind und wir fahren nach Punta Paloma. Carmen wagt sich auch in die Brandung, weil die Lagune zum Surfen einfach zu flach ist.
Andy und Becca verlassen uns am Nachmittag, weil sie zum Paragleiten ins Landesinnere wollen.
Klettern in San Bartolo
Nach Wäschewaschen und Lidleinkauf gehen wir klettern. Der Stellplatz in den Bergen hätte Amalia sicher sehr gut gefallen. Es war ein richtiger Streichelzoo mit Eseln, Ziegen, Pferden und Kühen und 2 richtigen Kölner Sonderpädagogen, die hier eine Autopanne hatten.
Zum Glück hatten Andy und Becca ihre Kletterausrüstung dabei und Andy ist ein erfahrener Kletterer, der unsere Kletterkenntnisse aus der Halle nochmals auffrischt.
Und das tolle am Wohnmobilurlaub ist, wir können an diesem traumhaften Platz übernachten und werden morgen früh von Carmens Lieblingsesel geweckt, für den schon eine Karotte bereitliegt.
Back in Europe
Nach 3 Monaten Marokko erlebt man Tarifa ganz neu. Alles ist so sauber und nett und grün. Wir tanken Trinkwasser und LPG und genießen das tolle Wetter in Los Lances.
Elsa und Bernhard sind wieder glücklich vereint! Und Elsa zwinkert Bernhard sogar mit einem Scheinwerferauge zu.
An diesem riesigen Strandabschnitt der von keiner Hotelkette gesäubert wird, findet man fast keinen Müll, obwohl hier sehr viele Wohnmobile freistehen. In Marokko musste das Argument, dass das Meer viel Müll anspült und die Wohnmobilfahrer ihren Dreck einfach liegenlassen, für die Vermüllung der Strände herhalten. Aber das scheint wohl nicht die Ursache zu sein. Afrika ist nur 25 Kilometer entfernt und scheint zum Greifen nahe. Trotzdem sind die Unterschiede riesig.
Am Nachmittag ist dann doch noch genügend Wind für eine Surf- und Kitesession für Andy und Uwe. Andy geht mit dem 15er Core kiten und Uwe packt nochmal das 7.7 aus. Der für Tarifa übliche Starkwind ist das natürlich nicht, aber für den Anfang ganz nett. Gekrönt wird der Tag dann mit einem fürstlichen Abendessen. Andy hat Cheese-Maccaroni für uns zubereitet. Dieses Rezept brauchen wir für unserer Sammlung!!!
Die blaue Stadt
Uns gefällt der terassenförmig angelegt Stellplatz in Chefchaouen im Waldschatten immer wieder sehr gut. Letztes Mal fanden wir die Stadt ein bisschen zu blau und glaubten an einen besonders guten Einfall des Tourismusverbandes. Jetzt haben wir allerdings gelesen, dass es eine alte Tradition ist, um Geister abzuwehren. Gut,es ist immer noch schrecklich blau, aber wenn es gegen Geister hilft, kann man es ja verstehen. Hier wird Carmen auch fündig beim Kauf von Borten, um Hundehalsbänder zu nähen.
Chefchaouen liegt im Rif-Gebirge und hat ein ganz anderes Klima als die Küstenregionen. Es ist schön grün und die Luft ist erfrischend klar.
Neue Freunde findet man hier schnell.
Besonders wenn man etwas Essbares in der Hand hält.
Nach solviel Blau brauchen wir erst einmal eine kleine Pause um unsere Augen wieder auf alle anderen Farben einzustellen. Ein kleiner Rastplatz hinter Chefchaouen bietet eine grandiosen Blick auf die Täler und Berge. Auch Mina genießt das Blumenmeer.
Dann geht es noch 100 km in Richtung Norden nach Tanger. Zuerst haben wir noch ein paar Hürden zu überwinden. Niemand will unsere Gasflasche zurück nehmen. Schließlich finden wir doch einen Händler, der uns zwar ein bisschen über den Tisch zieht, aber 5€ Verlust können wir uns leisten. Dann wird Carmen noch von 5 marokkanischen Jugendlichen bedroht, als sie das Restgeld in Obst investieren will, mitten auf der Hauptstraße. Da zahlen sich dann 10 Jahre Gesamtschule aus. So schnell lässt sich Carmen nicht einschüchtern. Einige besteigen dann unser Wohnmobil. Wir fahren los, genau bis zur nächsten Kreuzung, wo die Polizei steht und bitten den Polizist um Hilfe. Und dann sind sie plötzlich verschwunden. Leider hat bei dieser Aktion unsere Fahradabdeckung Schaden genommen: ein großer Riss, aber es hätte schlimmer kommen können. In Tarifa gibt es Segelmacher, die können bestimmt auch die Abdeckplane reparieren.
Im Hafen geht alles ganz schnell, Passkontrolle, Wohnmobil verlassen, Scannen und schon geht es an Bord. Um 7:45 legen wir ab. Wir schaukeln ein bisschen. Die Straße von Gibraltar ist bekannt für viel Wind. Erst um 21:00 Uhr sind wir in Tarifa. Wir treffen Andy und Becca und machen erst einmal einen ausgiebigen Kneipenbummel. Wir schlafen auf dem Stellplatz in der Stadt. Es ist nicht schön hier, aber ruhig und nach einem Abend in der Altstadt genau richtig.
Andalusien – Costa del la Luz – Fazit
Reisezeit
Der Spätherbst und frühe Winter sind wohl die günstigsten Reisezeiten für Womotouristen. Im Sommer ist es hier sicher zu heiß und zu voll. Um diese Jahreszeit gibt es nur wenige Überwinterer, so dass die Guardia Civil beim Freistehen die Augen zudrückt.
Stellplätze
Für die Hauptsaison gibt es hier einige Stellplätze, die man wohl besser Abstellplätze nennen würde, um diese Jahreszeit sind sie allerdings geschlossen.Daher kann man fast überall frei stehen. Überwintererplätze, wie wir sie an der Algarve gesehen haben, gibt es hier keine, weil hier ein anderes Klientel Urlaub macht. Hier findet man vor allem Windsurfer und Kiter, auch wenn wir während unseres Aufenthalts damit kein Glück hatten.
Sehenswürdigkeiten
Die Hauptsehenswürdigkeiten der Costa del la Luz sind die tollen Strände. Sehenswerte kleine Orte gibt es hier nicht, nur die häßlichen Urbanización. Begeistert hat uns Sevilla, hier kann man sich problemlos mehrere Tage aufhalten. Auch die Straße der weißen Dörfer ist sehenswert. Allerdings haben wir hier wenige andere Womotouristen getroffen. Auch die römische Ausgrabungsstätte Baelo Claudia hat uns gut gefallen. Obwohl es kostenlos ist, war das Gelände fast leer.
Schlusswort
Die Gegend im Süden bei Tarifa setzt hauptsächlich auf den Wind- und Wassersport. Nichtsurfern kann man diese Gegend wohl nur in Ausnahmefällen zumuten. Angeblich wird man hier manchmal tagelang gesandstrahlt. Leider haben wir das nicht erlebt. Wenn wir persönlich etwas zum Überwintern suchen würden, würden wir uns wohl für diese Region entscheiden. Wir könnten es hier aushalten und manchmal Ausflüge nach Cadiz, Sevilla und Marokko machen. Für uns wäre das die richtige Mischung: im Dezember sind es hier noch 20 Grad, manchmal ist Wind, genau das, was wir suchen.
Abschiedstag in Valdevaqueros
Wir genießen noch einmal einen letzten, wunderschönen Tag in Valdevaqueros. Der Abschied fällt uns richtig schwer, weil es uns hier von Tag zu Tag besser gefallen hat. Das haben wir bisher auf unserer Reise noch nicht erlebt. Normalerweise müssen wir immer weiter, etwas Neues entdecken. Wir kommen auf jeden Fall noch einmal hierher zurück. Aber jetzt geht es erst einmal nach Afrika, morgen nehmen wir die 11 Uhr-Fähre nach Tanger.
Sanna und Mina wollen scheinbar nicht mit. Sie haben eine schwedische Familie aus Malmö um Asyl gebeten. Leider sind die Bilder nicht auf der Speicherkarte gelandet, wir sind so entspannt, dass wir vergessen hatten, die Karte wieder in den Fotoapparat zu stecken.
Entwarnung
Alles gut, wir fahren nicht nach Hause! Man lernt nie aus! Gestern Abend hat unser Sohn angerufen und uns erzählt, dass es in Tarifa einen deutschen Oralchirurgen gibt. Dort sind wir dann schnell hingefahren, obwohl die Arzthelferin uns am Telefon abwimmeln wollte. Der Arzt war großartig und hat sich alles angeschaut und sich die Röntgenbilder der spanischen Kollegin und des deutschen Arztes kommen lassen und von einer OP abgeraten und gemeint, dass wir nach Marokko können. Blöd ist, dass die spanische Ärztin nicht verraten wollte, dass ein Spezialist um die Ecke ist und dass es der ADAC nicht wusste, obwohl er ja genau damit wirbt.
Zur Entschädigung gab es dann noch einen Superwindtag. Bei solchen entfesselten Urgewalten trauen wir uns (noch) nicht aufs Wasser. Aber wir wollen daran arbeiten und sind erst einmal glücklich, dass wir unserer Reise fortsetzen können. Allerdings wurde uns abgeraten, schon morgen nach Marokko überzusetzen weil die armen Hundetiere die Überfahrt im Wohnmobil unter Deck verbringen müssten und wir nicht wissen, ob sie bei dem Geschaukele seekrank werden. Aber dann wohl übermorgen, wenn nichts mehr dazwischen kommt, verlassen wir den europäischen Kontinent.
Schlechte Nachrichten
Eigentlich fing dieser Tag mit Supernachricht vom Tierarzt an. Wir haben Sanna so erfolgreich vom Lecken abgehalten, dass alles abgeheilt ist und wir nach Marokko können. Weil sich bei Carmen das Zahnfleisch ein bisschen entzündet hat und der Kardiologe Zuhause immer gewarnt hat, dass frühzeitig gegengesteuert werden muss, ist Carmen dann zum Zahnarzt. Die Zahnärztin konnte leider nur Spanisch und Carmens Spanischkenntnisse sind nicht überragend. Sie hat dann aufgrund der Röntgenbilder entschieden, dass ein Weisheitszahn gezogen werden muss und dass Carmen dafür am besten nach Deutschland zurückkehre. Das sind dann immerhin 2000 km.
Nach einem Telefonat mit Carmens Zahnarzt zuhause, der ihr vorsichtshalber schon einen OP Termin vorgemerkt hat, versucht Carmen über den ADAC Informationen zu bekommen. Der war leider sehr inkompetent. Sie schicken uns in eine Klinik, die überhaupt keine ZahnOP durchführt. Zum Glück fanden wir dort eine nette sprachgewandte Internistin, die für uns im Internet eine Klinik sucht und dort werden wir morgen vorstellig und entscheiden, wie es weitergeht. Das Fazit des Tages: Die tierärztliche Versorgung in Spanien ist super, alle Tierärzte, wir waren in 4 verschiedenen Praxen, sprachen ausgezeichnet Englisch und waren sehr kompetent. Bei den Humanmediziner haben wir bisher noch keine so guten Erfahrungen gemacht und was eigentlich das Schlimmste ist, der ADAC beschäftigt an der Notfallhotline extrem ahnungslose Mitarbeiter.