Von Massa(Sidi Wassay) bis Mirleft

Heute wollen wir über die Küstenstraße nach Süden fahren.

Man trifft hier immer wieder Tiere, die einem zuhause eher selten begegnen, aber sie scheinen friedlich zu sein.

In Tiznit, wo wir auf dem Rückweg Station machen wollen, biegen wir Richtung Küste  nach Aglou ab. Der CP und der Ort machen einen sehr guten Eindruck, aber wir wollen ja noch ein bisschen weiter. Über die gut ausgebaute Straße fahren wir am Atlantik entlang und machen ein Picknick 30 km vor Mirleft.

Hinter Mirleft gibt es dann einen Campingplatz, der uns auf Anhieb gefällt. Der Campingplatz liegt oberhalb einer Bucht, die von Felsen eingerahmt ist. Optisch und von den Temperaturen her ist es wie Bretagne im Sommer. Hier kann man es echt aushalten.

Wir suchen uns zum Übernachten immer europäischen Luxus und Sicherheit, weil wir uns dann wohler fühlen. In Europa sind wir ja eigentlich, wo immer es geht, Freisteher, aber wir sitzen bei sommerlichen Temperaturen auch gerne leicht bekleidet vor unserer Elsa und damit erregt man in einem muslimischen Land natürlich Anstoß. Kann man jetzt doof finden, weil wir uns nicht wirklich auf Land und Leute einlassen, aber wir müssen halt noch üben.

Von Sidi Bibi bis Massa

Heute wollen wir nur eine kurze Etappe zurücklegen, erstens wird es tagsüber ganz schön warm (24 Grad) und zweitens müssen wir uns ja jetzt nicht so beeilen, weil wir alleine durch die Westsahara wollen.

Zunächst fahren wir bis Tiznit, einem kleinen Fischerdorf, aber bei uns springt der Funke nicht über.

Daher fahren wir gleich weiter zu unserem heutigen Übernachtungsplatz CP Sidi Wassay Beach. Er liegt direkt am Strand und ist für marrokanische Verhältnisse gepflegt.

Es gibt hier sogar jemand, der den Sand mit dem Besen fegt. Braucht kein Mensch, aber man sieht, dass der Besitzer sehr bemüht ist.

Schade ist nur, dass die Orte in der Nähe des CP nicht verstanden haben, dass man Touristen mit ansprechenden Läden und Cafés locken und daran verdienen könnte. Schließlich hat sich so der Tourismus in Europa auch entwickelt.

Der riesige CP ist so gut wie leer.

Am Strand steht ein hübsches, altes Gebäude über das wir leider nichts in Erfahrung bringen können. Ansonsten ist der Ort eher ausgestorben und hässlich.

Hier sieht man, dass der Campingplatz eine Topplage direkt am riesigen Sandstrand hat. In Europa wäre das mit Sicherheit ein begehrter Platz. Hier ist der Platz eher verlassen.

Lediglich ein findiger Schneider hat seine Werkstatt auf den CP verlegt und das ist uns gerade Recht. Wir haben uns nämlich an einem Baum unseren Bordbag komplett aufgeschlitzt, so dass man ihn in Europa wegwerfen müsste. Können wir nur leider nicht, weil wir keinen Ersatz bekommen. Für 35€ bekommen wir jetzt die komplette Unterseite erneuert. Leider ist die uralte Nähmaschine überfordert weil das Material sehr dick ist Man sieht daher, dass der Bordbag geflickt ist, aber besser als komplett aufgerissen allemal.

Das Wetter ist hier so gar nicht weihnachtlich, man fühlt sich fast wie im Sommer.

Von Bhaibah nach Agadir

Diese grandiose Aussicht hatten wir von unserem Campingplatz in Bhaibah.

Wir haben Nachricht von einem Wohnmobilkumpel, der auch nach Dakhla will und der schon öfter dort war. Deshalb müssen wir heute ein bisschen Gas geben, weil wir uns südlich von Agadir treffen wollen um gemeinsam durch die Westsahara zu fahren.

In Esaouira decken wir uns im Carrefour noch einmal mit europäischen Lebensmitteln ein. Auch Wein könnte man hier kaufen, wenn man sich als Nichtmoslem ausweisen kann. Bei Uwe reichen schon die blauen Augen aus, dass er keinen Ausweis zeigen muss.

An der Küstenstraße legen wir eine Kaffeepause mit Blick auf den Atlantik ein.

Kurz vor dem Treffpunkt mit Holger erfahren wir, dass er wegen zu viel Surfgepäck nicht einreisen durfte und wieder zurück nach Spanien musste. So ein Reinfall! Wir sitzen jetzt in Sidi Bibi auf einem sehr gepflegten Überwintererplatz, also Frankreich in Marokko. Hier halten wir es maximal für eine Nacht aus. Alles ist wirklich tipptopp. Für 8,50€ eine europäische Enklave, finden wir zum Übernachten auch toll, wegen der Sauberkeit und den europäischen Annehmlichkeiten.

Wir können nur nicht verstehen, dass man den ganzen Winter hier verbringt, auch wenn es am Wetter nichts zu meckern gibt. Kurz vor Weihnachten sind es hier 23 Grad und Sonnenschein. Und die Prognosen verheißen keinerlei Änderungen. Das ist super, aber uns halt nicht genug.

Der Campingplatz ist wirklich liebevoll bepflanzt, mit großen Stellplätzen und sehr gepflegt.

Von Oualida bis Bhaibah

Nach dem Frühstück versuchen wir erst einmal das Gasflaschenproblem zu lösen. Es ist schwieriger als wir dachten. Wir bringen zunächst einmal in Erfahrung, dass eine 11 kg Flasche mit Butan 15€ + 5€ für die Füllung kosten würde. Der Preis ist okay, nur wissen wir nicht, welche Flaschenart wir für die Westsahara brauchen. Also warten wir erstmal ab. In Oualida gibt es direkt an der Lagune einen freien Stellplatz, der soweit in Ordnung ist, außer man möchte die Annehmlichkeiten eines CP’s in Anspruch nehmen.

Über  die Küstenstraße fahren wir zum Cap Beddouza und dann weiter bis zum Strand von Lala Fatna und plaudern mit österreichischen Surfern.

Am Cap Beddouza sind Wohnmobile leider nicht erwünscht.

Manche Schilder helfen uns nicht wirklich weiter.

Hier in dieser landwirtschaftlich genutzten Gegend sieht man viele Schäfer mit ihren Herden.

Streunerkatzen sind in Marokko, im Gegensatz zu streunenden Hunden, immer wohlgenährt, weil die Marokkaner Katzenfreunde sind.

Anschließend geht es weiter durch die Töpferstadt Safi auf Stellplatzsuche.

Wir hatten ursprünglich Sidi Kaouki angepeilt, entdecken dann aber zufällig 30 km vor Esaouira einen tollen Platz direkt am Riesenstrand von Bhaibah, der gerade von einem französischen Paar aus Toul und Forbach aufgebaut wird. Der Platz liegt mitten im Nirgendwo, aber uns gefällt das. Der Ort hat sicher Potential und in 20 Jahren steppt hier der Bär. Und wer hat es entdeckt?

Diese Landschildkröten sieht man hier immer wieder.

Von Mohammedia nach Oualida

Auf dem CP ist es so ruhig, dass man nicht Mal den Muezzin zum Gebet rufen hört. In dem Neubaugebiet um den CP ist das Minarett der Moschee nämlich auch noch im Rohbau. Der CP liegt zwar unmittelbar am Strand, aber es ist einfach kein Badestrand.

Etwas Verwirrung herrscht zur Zeit in Marokko wegen der Uhrzeit. Jeder sagt uns etwas Anderes. Laut Internet wollte man sich an die MEZ anhängen, aber das ist wohl noch nicht überall hin vorgedrungen. Im Moment kann uns das noch egal sein, aber bei der Rückfahrt müssen wir aufpassen, dass wir die Fähre nicht verpassen.

Casablanca ist nur im Film schön und es gibt hier auch viele Slums, daher umfahren wir es auf der Autobahn. Heute soll es wieder 250 km nach Süden gehen bis zur Lagune von Oualida. Von dort wollen wir es dann wieder gemächlich angehen lassen und in kurzen Etappen weiter nach Süden vordringen. Der Küstenabschnitt im Norden von Kenitra bis El Jaddida ist für unseren Geschmack zu stark besiedelt. Aber dann wird es deutlich besser. Es ist noch immer sehr kontrastreich, hochmodern neben Mittelalter. Man pflügt noch mit dem Esel und es gibt massenhaft Schäfer mit ihren Herden.

Der Campingplatz Laguna Park ist für marrokanische Verhältnisse sehr gepflegt, fast europäisches Niveau und kostet ca. 10 €. Wir wollten hier eigentlich länger bleiben, aber das Meer ist zu weit weg und die Lagune ist zum Surfen ungeeignet.

Also müssen wir morgen wieder weiter fahren.

Von Asilah nach Mohammedia

Wir haben bestens geschlafen und brechen am Morgen nach dem Frühstück auf nach Süden. Damit es etwas schneller geht, nehmen wir die Autobahn. Für 12€ kommen wir auf guten Straßen schnell voran. Unangenehm ist nur eine Polizeikontrolle bei Rabat. Wir konnten bei unserer letzten Reise nur Gutes über die extrem freundlichen Männer der Polizei berichten. Dieses Mal werden wir extrem ruppig aufgefordert 400 Dirham, das sind 40€, zu bezahlen.Wir fragen nach, was wir falsch gemacht haben und bekommen nur einsilbiges Gemaule zu hören. Als Carmen energisch darauf bestehe den Grund zu erfahren, reduziert sich der Preis auf die Hälfte und sagt ihr, dass sie still sein soll. Aus Angst vor dem aggressiven Auftreten bezahlen wir 200 Dirham, ahnungslos aus welchem Grund. Das Vergehen war “Doublage a droite”, nachdem wir wieder Internet hatten, haben wir das mal recherchiert. Das bedeutet, dass wir rechts überholt haben. Und das mit der wahnsinnigen Geschwindigkeit nach einer Baustelle von ca. 60 km/h und in einem Bereich ohne Fahrbahnmarkierung. Ich hoffe, der Tee den sich der Polizist heute Abend auf unserer Kosten genehmigt, schmeckt ihm gut. Wir sind uns nämlich keiner Schuld bewusst.

Der CP in Mohammedia, “L´Ocean bleu”, ist nicht sooo schön weil er zwischen Appartmenthäusern eingequetscht ist. Man hört das Meer, aber man sieht es leider nicht. Für eine Zwischenübernachtung auf dem Weg in den Süden ist er aber allemal in Ordnung.

Und auch wenn uns ständig Nachrichten erreichen, wie schön der Schnee in Deutschland ist, sind wir doch froh über 20° und Sonnenschein!

Hab ne Tante in Marokko…..

Das ist natürlich Quatsch, aber dieses Lied hat mir meine ehemalige Chefin immer vorgesungen, wenn ich erzählt habe, dass wir Weihnachten 2018 in Marokko sind. Wir stehen schon im Morgengrauen auf und fahren nach Tarifa in den Hafen.

Wir wollen die 11 Uhr-Fähre von FRS nehmen. Wie immer ist es komplett stressfrei. Nur extrem wenig andere Womos. Wir haben keine Ahnung, aus welchem Grund alle anderen zu Carlos nach Algeciras fahren. Hier kostet es 10 € für Hin- und Rückweg mehr, aber dafür muss man keine 25 km fahren und Tarifa ist winzig und Algeciras ist der Wahnsinn.

Die Fähre legt total pünktlich ab, man kann alle Einreiseformalitäten an Bord erledigen, die Hunde müssen nicht mehr unter Deck bleiben, alles ist eigentlich angenehmer geworden.

Die Überfahrt ist bei strahlend blauem Himmel sehr angenehm. Wir sehen sogar Delfine, haben es aber nicht geschafft sie zu fotografieren. 35 Minuten später sind wir in Tanger und auch hier ist alles entspannt. Letztes Mal musste man sich bereits unmittelbar neben dem Zöllner gegen Schlepper zur Wehr setzen. Das ist Geschichte. Alles ist mittlerweile ganz unaufgeregt. Fast ein bisschen schade. Was soll man denn jetzt daheim erzählen? Der Zoll kontrolliert lediglich unsere Besteckschublade und fragt nach Waffen, aber nach sonst nichts.

Pünktlich kommen wir im Hafen von Tanger an.

Um 13:30 sind wir in Asilah. Man kann tatsächlich nicht mehr frei am Hafen stehen. Aber man kann noch parken und in den Gassen bummeln. Obwohl die Händler in Asilah noch sehr zurückhaltend sind, strengt das Gequatsche schon nach kurzer Zeit an. Wir gehen erst einmal zum Geldautomaten, dann zu einem Maroc-Telecomladen. Weil wir ihn nicht finden, brauchen wir einen Schlepper. Gut, das kostet immer ein paar Dirham, aber wir bekommen in 2 unterschiedlichen Kramläden einmal die Sim-Karten und in dem anderen die Guthabenkarten. Es ist nämlich Samstag und der offizielle Laden hat geschlossen. Im Soukh lassen wir Sannas Hundehalsband für 1€ nähen und kaufen eine Tasche für 2,50€. Wahrscheinlich war das überbezahlt, aber das Handeln müssen wir noch üben. Carmen hat immerhin den Taschenverkäufer von 3€ runtergehandelt.

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Ob Mischa sich darauf eingelassen hätte, mit uns in dieser kitschig-rosa Kutsche durch Asilah zu fahren?

Anschließend fahren wir zum Motel Briech, dass auch einen Wohnmobilstellplatz hat. Er ist sehr teuer für marrokanische Verhältnisse, nämlich 12€, aber das gönnen wir uns. Man hat sonst einfach keine Ruhe vor Händlern und Schleppern.

Auch hier ist das Eingangsportal etwas skurril, fast fühlt man sich wie im Disneyland.

Andalusien – Costa del la Luz – Fazit

Reisezeit

Der Spätherbst und frühe Winter sind wohl die günstigsten Reisezeiten für Womotouristen. Im Sommer ist es hier sicher zu heiß und zu voll. Um diese Jahreszeit gibt es nur wenige Überwinterer, so dass die Guardia Civil beim Freistehen die Augen zudrückt.

Stellplätze

Für die Hauptsaison gibt es hier einige Stellplätze, die man wohl besser Abstellplätze nennen würde, um diese Jahreszeit sind sie allerdings geschlossen.Daher kann man fast überall frei stehen. Überwintererplätze, wie wir sie an der Algarve gesehen haben, gibt es hier keine, weil hier ein anderes Klientel Urlaub macht. Hier findet man vor allem Windsurfer und Kiter, auch wenn wir während unseres Aufenthalts damit kein Glück hatten.

Sehenswürdigkeiten

Die Hauptsehenswürdigkeiten der Costa del la Luz sind die tollen Strände. Sehenswerte kleine Orte gibt es hier nicht, nur die häßlichen Urbanización. Begeistert hat uns Sevilla, hier kann man sich problemlos mehrere Tage aufhalten. Auch die Straße der weißen Dörfer ist sehenswert. Allerdings haben wir hier wenige andere Womotouristen getroffen. Auch die römische Ausgrabungsstätte Baelo Claudia hat uns gut gefallen. Obwohl es kostenlos ist, war das Gelände fast leer.

Schlusswort

Die Gegend im Süden bei Tarifa setzt hauptsächlich auf den Wind- und Wassersport. Nichtsurfern kann man diese Gegend wohl nur in Ausnahmefällen zumuten. Angeblich wird man hier manchmal tagelang gesandstrahlt. Leider haben wir das nicht erlebt. Wenn wir persönlich etwas zum Überwintern suchen würden, würden wir uns wohl für diese Region entscheiden. Wir könnten es hier aushalten und manchmal Ausflüge nach Cadiz, Sevilla und Marokko machen. Für uns wäre das die richtige Mischung: im Dezember sind es hier noch 20 Grad, manchmal ist Wind, genau das, was wir suchen.

Abschiedstag in Valdevaqueros

Wir genießen noch einmal einen letzten, wunderschönen Tag in Valdevaqueros. Der Abschied fällt uns richtig schwer, weil es uns hier von Tag zu Tag besser gefallen hat. Das haben wir bisher auf unserer Reise noch nicht erlebt. Normalerweise müssen wir immer weiter, etwas Neues entdecken. Wir kommen auf jeden Fall noch einmal hierher zurück. Aber jetzt geht es erst einmal nach Afrika, morgen nehmen wir die 11 Uhr-Fähre nach Tanger.

Sanna und Mina wollen scheinbar nicht mit. Sie haben eine schwedische Familie aus Malmö um Asyl gebeten. Leider sind die Bilder nicht auf der Speicherkarte gelandet, wir sind so entspannt, dass wir vergessen hatten, die Karte wieder in den Fotoapparat zu stecken.

Entwarnung

Alles gut, wir fahren nicht nach Hause! Man lernt nie aus! Gestern Abend hat unser Sohn angerufen und uns erzählt, dass es in Tarifa einen deutschen Oralchirurgen gibt. Dort sind wir dann schnell hingefahren, obwohl die Arzthelferin uns am Telefon abwimmeln wollte. Der Arzt war großartig und hat sich alles angeschaut und sich die Röntgenbilder der spanischen Kollegin und des deutschen Arztes kommen lassen und von einer OP abgeraten und gemeint, dass wir nach Marokko können. Blöd ist, dass die spanische Ärztin nicht verraten wollte, dass ein Spezialist um die Ecke ist und dass es der ADAC nicht wusste, obwohl er ja genau damit wirbt.

Zur Entschädigung gab es dann noch einen Superwindtag. Bei solchen entfesselten Urgewalten trauen wir uns (noch) nicht aufs Wasser. Aber wir wollen daran arbeiten und sind erst einmal glücklich, dass wir unserer Reise fortsetzen können. Allerdings wurde uns abgeraten, schon morgen nach Marokko überzusetzen weil die armen Hundetiere die Überfahrt im Wohnmobil unter Deck verbringen müssten und wir nicht wissen, ob sie bei dem Geschaukele seekrank werden. Aber dann wohl übermorgen, wenn nichts mehr dazwischen kommt, verlassen wir den europäischen Kontinent.